Benjamin

Benjamin
Bẹn|ja|min 〈m. 1; scherzh.〉 Jüngster ● der \Benjamin der Familie [in der Bibel jüngster Sohn Jakobs]

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Ben|ja|min ['bɛnjami:n], der; -s, -e [hebr. Binyạmîn, im A.T. jüngster Sohn Jakobs (1. Mos. 35, 24 ff. u. a.)] (scherzh.):
Jüngster (einer Familie od. Gruppe).

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I
Bẹnjamin
 
[hebräisch »Sohn der rechten Seite«, d. h. des Südens],
 
 1) A.T.: israelitischer Stamm in Mittelpalästina, als dessen Stammvater Benjamin, der jüngste Sohn Jakobs und Rahels gilt (1. Mose 35, 18). Nach Salomos Tod fiel das Stammesgebiet weitgehend an das Nordreich Israel, wurde aber später von Juda zurückerobert.
 
 2) übertragen: Jüngster in einer Familie oder Gruppe.
 
II
Bẹnjamin,
 
1) ['bendʒəmɪn], George William John, britischer Komponist und Pianist, * London 31. 1. 1960; studierte in London und ab 1978 in Cambridge bei A. Goehr, daneben 1976-78 bei O. Messiaen in Paris. 1985-87 arbeitete er am IRCAM in Paris an der Realisation mikrotonaler elektronischer Musik. Seit 1988 lehrt er am Royal College of Music in London. Seine Werke, die eine Vorliebe für impressionistische Klangstrukturen verraten, gehen oft von einzelnen musikalischen Einfällen aus. Benjamin komponierte Orchesterwerke, u. a. »Ringed by the Flat Horizon« (1980), »Cascade« (1990); »Antara« (1987, für 16 Instrumentalisten und Computer); Kammermusik, Klavierwerke.
 
 2) Hilde, Politikerin (SED), * Bernburg (Saale) 5. 2. 1902, ✝ Berlin (Ost) 18. 4. 1989; Rechtsanwältin, 1927-33 Mitglied der KPD, erhielt im Zuge der Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur 1933 Berufsverbot. 1945-47 war sie in Berlin (West) Staatsanwältin. Als Personalreferentin in der »Deutschen Zentralverwaltung für Justiz« (1947-49) förderte sie in der Sowjetischen Besatzungszone die Ausbildung von »Volksrichtern« und »Volksstaatsanwälten«. Als Vizepräsident des Obersten Gerichts der DDR (1949-53) fällte sie Urteile von großer Härte. Als Justizminister (1953-67) formte sie das Rechtssystem der DDR (z. B. das Familien- und Strafrecht) im Sinne des Marxismus-Leninismus um. Seit 1954 war sie Mitglied des ZK der SED. 1967 übernahm sie einen Lehrstuhl für Geschichte der Rechtspflege an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam-Babelsberg.
 
 3) Walter Benedix Schönflies, Schriftsteller, * Berlin 15. 7. 1892, ✝ (Selbstmord) Port-Bou (Provinz Gerona, Katalonien) 26. (27.?) 9. 1940; studierte Philosophie in Freiburg im Breisgau, Berlin, München, Bern; wandte sich, angeregt durch die Begegnung mit der russischen Revolutionärin Asja Lazis (1924), dem Marxismus zu. 1925 legte er die Untersuchung »Ursprung des deutschen Trauerspiels« der Universität Frankfurt am Main als Habilitationsschrift vor, sie wurde jedoch nicht angenommen (1928 veröffentlicht). Benjamin schrieb Essays und Literaturkritiken, v. a. für die »Literarische Welt« und die »Frankfurter Zeitung«; 1927-33 gestaltete er auch Rundfunksendungen. 1933 ging Benjamin ins Exil (vorwiegend Paris; freier Mitarbeiter der »Zeitschrift für Sozialforschung«, Frankfurter Schule). Unmittelbar nach der Flucht über die Pyrenäen nach Spanien nahm Benjamin sich aus Furcht vor der Auslieferung an die Gestapo durch die spanischen Behörden das Leben.
 
Benjamins Denken war auf das Konkrete des Lebens und der Geschichte gerichtet, wobei er von Einzelnem ausging, um größere historische Phänomene zu erfassen; dahinter stand zunehmend eine dialektisch-materialistische Geschichtsphilosophie. Gleichwohl war Benjamins Denken von seiner jüdischen Herkunft bleibend geprägt durch einen eschatologisch-messianischen Geschichtsbegriff (so die nachgelassenen »Thesen über den Begriff der Geschichte«, 1940). Mit dem Essay über Goethes »Wahlverwandtschaften« (in: Neue deutsche Beiträge, Folge 2, Heft 1 und 2; 1924/25) und der Abhandlung über das Trauerspiel markiert er das Ende der klassischen Kunstperiode, in der ästhetisch das autonome Werk Vorrangstellung erhielt. Den Verlust der Autonomie des Kunstwerks (»Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit«, gekürzt französisch 1936, vollständig deutsch 1963) interpretierte er als historische Notwendigkeit. Benjamins letztes Werk über »Paris, Hauptstadt des XIX. Jahrhunderts« blieb unvollendet; Benjamin unternimmt darin eine philosophische Interpretation der Architektur der Pariser Passagen; das Nachlassmaterial wurde 1983 unter dem Titel »Das Passagen-Werk« (in Gesammelte Schriften, Band V, 1 und 2) herausgegeben.
 
Weitere Werke: Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik (1920); Einbahnstraße (1928); Deutsche Menschen. Eine Folge von Briefen, herausgegeben unter dem Pseudonym D. Holz (1936); Berliner Kindheit um 1900 (vollständig herausgegeben 1956); Versuche über Brecht, herausgegeben von R. Tiedemann (1966); Charles Baudelaire. Ein Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus, herausgegeben von R. Tiedemann (1969); Berliner Chronik, herausgegeben von G. Scholem (1970); Moskauer Tagebuch, herausgegeben von G. Smith (1980); Sonette, herausgegeben von R. Tiedemann (1985).
 
Ausgaben: Briefwechsel mit G. Scholem, 1933-1940, herausgegeben von G. Scholem (Neuausgabe 1985); Gesammelte Schriften, herausgegeben von R. Tiedemann u. a., 7 Bände (Neuausgabe 1991); Briefe, herausgegeben von G. Scholem u. a., 2 Bände (21993).
 
 
G. Kaiser: Antithesen (1973);
 G. Kaiser: B., Adorno (1974);
 M. Stoessel: Aura (1983);
 R. Tiedemann: Dialektik im Stillstand (1983);
 S. Schiller-Lerg: W. B. u. der Rundfunk (1984);
 
W. B., hg. v. N. W. Bolz u. R. Faber (21985);
 
W. B. et Paris, hg. v. H. Wisman (Paris 1986);
 W. Fuld: W. B. Eine Biogr. (Neuausg. 1990);
 R. Tiedemann u. a.: W. B. (31991);
 N. W. Bolz u. W. van Reijen: W. B. (1991);
 
W. B. 1892-1940, hg. v. U. Ott, Ausst.-Kat. (31991);
 Hans Mayer: Der Zeitgenosse W. B. (21992);
 T. W. Adorno: Noten zur Lit. (61994).

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Ben|ja|min ['bɛnjami:n], der; -s, -e [hebr. Binyạmîn, im A.T. jüngster Sohn Jakobs (1. Mos. 35, 24 ff. u. a.)] (scherzh.): Jüngster (einer Familie od. Gruppe): er ist der B. in seiner Klasse; Ich frage den B. unter den Gestrandeten, knapp 18 Jahre, was er mache (Klee, Pennbrüder 24); Zwar gab es Protest am Kabinettstisch, als der B. ... so viele neue Planstellen für sein Ministerium durchboxen wollte (Spiegel 36, 1978, 34).

Universal-Lexikon. 2012.

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